Wissenschaftliche Darstellung der SARMs Nebenwirkungen auf verschiedene Organsysteme
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SARMs Nebenwirkungen: Vollständiger Überblick über Risiken und Gesundheitsfolgen

SARMs Ratgeber
20 Min. Lesezeit
Alle wissenschaftlich dokumentierten SARMs Nebenwirkungen im Detail: Hormonstörungen, Leberschäden, Herz-Kreislauf-Risiken und Langzeitfolgen. Evidenzbasierte Aufklärung über gesundheitliche Gefahren.

Hinweis: Dieser Artikel dient ausschließlich der Information und stellt keine medizinische oder rechtliche Beratung dar. Konsultieren Sie bei gesundheitlichen Fragen immer einen Arzt.

SARMs Nebenwirkungen: Die wissenschaftliche Realität hinter dem Marketing

In Fitness-Foren und auf Social Media werden SARMs (Selective Androgen Receptor Modulators) häufig als “sichere Alternative zu Steroiden” beworben – angeblich mit allen Vorteilen beim Muskelaufbau, aber ohne die gefürchteten Nebenwirkungen. Diese Darstellung ist wissenschaftlich nicht haltbar.

Die Realität: Alle wissenschaftlich untersuchten SARMs zeigen dosisabhängige Nebenwirkungen, die von unangenehm bis potenziell schwerwiegend reichen. Kein einziges SARM hat die Arzneimittelzulassung erhalten – häufig wegen Sicherheitsbedenken.

Dieser Artikel bietet einen vollständigen, evidenzbasierten Überblick über alle dokumentierten SARMs Nebenwirkungen, basierend auf klinischen Studien, Fallberichten und wissenschaftlichen Analysen. Objektiv, wissenschaftlich fundiert und ohne Verharmlosung.

Die Hauptnebenwirkung: Unterdrückung der natürlichen Testosteronproduktion

Die gravierendste und am besten dokumentierte Nebenwirkung aller SARMs ist die Suppression der körpereigenen Testosteronproduktion.

Wie stark unterdrücken SARMs Testosteron?

Wissenschaftliche Studien zeigen dosisabhängige Testosteronunterdrückung bei allen untersuchten SARMs:

Ostarine (MK-2866):

  • 1 mg täglich: ca. 23% Reduktion des Gesamttestosterons
  • 3 mg täglich: ca. 43% Reduktion
  • Quelle: Dalton et al., 2011

Ligandrol (LGD-4033):

  • 0,5 mg täglich: ca. 30% Reduktion
  • 1 mg täglich: ca. 56% Reduktion
  • Nach 21 Tagen bereits signifikante Unterdrückung
  • Quelle: Basaria et al., 2013

RAD-140 (Testolone):

  • In Anwenderberichten: 60-80% Reduktion (keine veröffentlichten Humanstudien)
  • Vergleichbar mit niedrig dosierten Steroidzyklen

Andarine (S4):

  • Ähnliche Suppression wie Ostarine
  • Dosisabhängig 30-50% Reduktion

Warum unterdrücken SARMs die Testosteronproduktion?

Der Mechanismus ist identisch mit anabolen Steroiden:

  1. Negative Feedback-Schleife: Wenn der Körper erhöhte androgene Aktivität detektiert (durch SARMs), interpretiert die Hypothalamus-Hypophysen-Gonaden-Achse (HPTA) dies als “ausreichend Hormone vorhanden”

  2. Reduzierte LH- und FSH-Produktion: Die Hypophyse produziert weniger luteinisierendes Hormon (LH) und follikelstimulierendes Hormon (FSH)

  3. Gedrosselte Eigenproduktion: Ohne LH-Signal produzieren die Hoden weniger Testosteron

Wichtig: Diese Suppression tritt auch bei “selektiven” SARMs auf, da die HPTA-Achse zentral reguliert wird und nicht gewebespezifisch.

Symptome niedriger Testosteronwerte

Die Testosteronunterdrückung führt zu spürbaren Symptomen:

Körperliche Symptome:

  • Libidoverlust (verminderte sexuelle Lust)
  • Erektile Dysfunktion (Potenzprobleme)
  • Reduzierte morgendliche Erektionen
  • Müdigkeit und Energieverlust
  • Muskelverlust trotz Training
  • Fettakkumulation (besonders abdominal)
  • Gynäkomastie möglich (Brustbildung bei Männern, wenn Östrogen-Testosteron-Verhältnis verschoben wird)

Psychische Symptome:

  • Depression und Niedergeschlagenheit
  • Antriebslosigkeit
  • Stimmungsschwankungen (emotionale Instabilität)
  • Reizbarkeit
  • Kognitive Beeinträchtigung (“Brain Fog”)
  • Verlust der Motivation

Langfristige Risiken:

  • Fruchtbarkeitsprobleme (reduzierte Spermienproduktion)
  • Hodenatrophie (Schrumpfung der Hoden bei längerer Anwendung)
  • Dauerhafte HPTA-Dysfunktion (in schweren Fällen)

Wie lange dauert die Erholung?

Nach Absetzen der SARMs beginnt die körpereigene Testosteronproduktion sich langsam zu erholen:

  • Ohne PCT: 3-6 Monate bis zu normalen Werten
  • Mit PCT: 1-3 Monate (aber keine Garantie)
  • Bei längeren Zyklen oder hohen Dosen: Möglicherweise 6-12 Monate oder länger

Wichtige Warnung: Bei manchen Anwendern normalisiert sich der Testosteronspiegel nie vollständig. Besonders nach wiederholten Zyklen oder sehr langen Anwendungen kann eine dauerhafte hypogonadale Insuffizienz (chronisch niedriger Testosteronspiegel) entstehen, die eine lebenslange Testosteronersatztherapie erfordert.

Lebertoxizität: Ein unterschätztes Risiko

Während die Testosteronunterdrückung allgemein bekannt ist, werden die hepatotoxischen (leberschädigenden) Effekte von SARMs häufig unterschätzt.

Wissenschaftliche Evidenz für Leberschäden

Klinische Studien:

In einer Studie zu Ostarine (Dalton et al., 2011) zeigten einige Probanden:

  • Erhöhte Leberenzymwerte (ALT, AST)
  • Dosisabhängig: höhere Dosen = stärkerer Anstieg
  • Bei den meisten reversibel nach Absetzen

Fallberichte schwerer Leberschäden:

Fall 1 (Bedi et al., 2021):

  • 24-jähriger Mann nahm Ostarine für 9 Wochen
  • Entwickelte schwere Cholestase (Gallenstau)
  • Symptome: Gelbsucht, Juckreiz, dunkler Urin
  • Leberenzyme massiv erhöht (ALT > 1000 U/L, Normalwert: < 40)
  • Erholung dauerte mehrere Monate

Fall 2 (Flores et al., 2020):

  • 32-jähriger Mann nach LGD-4033 Anwendung
  • Akute arzneimittelinduzierte Leberschädigung
  • Krankenhausaufenthalt notwendig
  • Leberwerte normalisierten sich nach 6 Wochen

Weitere Fallberichte:

  • Mehrere dokumentierte Fälle von SARMs-induzierter Hepatotoxizität in medizinischen Datenbanken
  • Besonders bei Kombination mehrerer SARMs oder mit anderen hepatotoxischen Substanzen

Warum schädigen SARMs die Leber?

Mechanismen der Lebertoxizität:

  1. First-Pass-Metabolismus: SARMs werden oral eingenommen und passieren die Leber, wo sie verstoffwechselt werden. Dies belastet das Organ.

  2. Chemische Struktur: Viele SARMs sind methyliert oder anderweitig modifiziert, um die orale Bioverfügbarkeit zu erhöhen – diese Modifikationen erhöhen die Lebertoxizität.

  3. Dosisabhängigkeit: Je höher die Dosis und je länger die Anwendung, desto größer das Risiko.

  4. Individuelle Suszeptibilität: Manche Menschen haben genetisch bedingt eine höhere Anfälligkeit für Leberschäden.

Symptome von Leberschäden

Frühe Warnsignale:

  • Müdigkeit und Erschöpfung
  • Appetitlosigkeit
  • Übelkeit
  • Rechtsseitige Oberbauchschmerzen

Fortgeschrittene Symptome:

  • Gelbfärbung der Haut und Augen (Ikterus/Gelbsucht)
  • Dunkler Urin
  • Heller Stuhl
  • Starker Juckreiz
  • Gewichtsverlust

Laborwerte bei Leberschäden:

  • Erhöhte ALT (Alanin-Aminotransferase)
  • Erhöhte AST (Aspartat-Aminotransferase)
  • Erhöhtes Bilirubin
  • Erhöhte alkalische Phosphatase

Wichtig: Leberschäden verlaufen oft zunächst symptomlos. Ohne regelmäßige Blutkontrollen werden sie häufig erst spät erkannt.

Langfristige Leberrisiken

  • Fibrose: Narbige Veränderungen des Lebergewebes
  • Chronische Hepatitis: Dauerhafte Leberentzündung
  • Leberzirrhose: Im schlimmsten Fall (sehr selten bei kurzer SARMs-Anwendung)
  • Erhöhtes Risiko bei wiederholter Anwendung: Jeder weitere Zyklus belastet die Leber erneut

Kardiovaskuläre Risiken: Auswirkungen auf Herz und Kreislauf

Ein weiterer besorgniserregender Aspekt sind die negativen Effekte auf das Herz-Kreislauf-System.

Verschlechterung des Lipidprofils

Wissenschaftliche Studien zeigen, dass SARMs das Blutfettprofil ungünstig verändern:

Ostarine:

  • Senkung des HDL-Cholesterins (“gutes” Cholesterin) um 27% in Studien
  • Erhöhung des LDL-Cholesterins (“schlechtes” Cholesterin) möglich
  • Verschlechterung des Gesamt-/HDL-Verhältnisses

Ligandrol:

  • Ähnliche oder stärkere HDL-Reduktion als Ostarine
  • Dosisabhängig

RAD-140:

  • In Anwenderberichten besonders ausgeprägte Lipidveränderungen
  • Keine publizierten Humanstudien

Warum ist das problematisch?

Ein ungünstiges Lipidprofil erhöht das Risiko für:

  • Arteriosklerose (Arterienverkalkung)
  • Koronare Herzkrankheit
  • Herzinfarkt
  • Schlaganfall

Besonders bei wiederholten SARMs-Zyklen oder längerer Anwendung kann sich das kardiovaskuläre Risikoprofil deutlich verschlechtern.

Weitere kardiovaskuläre Risiken

Bluthochdruck:

  • Anekdotische Berichte über erhöhten Blutdruck bei manchen Anwendern
  • Mechanismus unklar, möglicherweise Wasserretention oder direkte Gefäßeffekte

Kardiale Hypertrophie (Herzvergrößerung):

  • In Tierstudien zu RAD-140 beobachtet
  • Unbekannt, ob dies auch beim Menschen auftritt
  • Herzvergrößerung kann langfristig zu Herzinsuffizienz führen

Erhöhtes Thromboserisiko:

  • Androgene können die Blutviskosität erhöhen
  • Erhöhtes Risiko für Blutgerinnsel

Forschungslücke: Langzeitstudien zu kardiovaskulären Effekten von SARMs beim Menschen fehlen vollständig. Das tatsächliche Risiko ist daher unbekannt.

Weitere dokumentierte Nebenwirkungen

Gynäkomastie (Brustbildung bei Männern)

Obwohl SARMs nicht direkt zu Östrogen aromatisieren (im Gegensatz zu Testosteron), kann Gynäkomastie trotzdem auftreten:

Mechanismen:

  • Durch Testosteronunterdrückung verschiebt sich das Testosteron-Östrogen-Verhältnis
  • Relatives Östrogen-Übergewicht kann Brustgewebe stimulieren
  • Besonders bei gleichzeitiger Anwendung aromatisierbarer Substanzen

Häufigkeit:

  • Seltener als bei anabolen Steroiden, aber dennoch möglich
  • Individuelle Veranlagung spielt eine Rolle

Haarausfall und Hautprobleme

Haarausfall:

  • Bei genetisch prädisponierten Personen (androgenetische Alopezie)
  • SARMs können Haarfollikel an Kopfhaut beeinflussen, trotz “Selektivität”
  • Besonders bei potenten SARMs wie RAD-140

Akne:

  • Häufiger Bericht in Anwenderforen
  • Ursache: Androgene Stimulation der Talgdrüsen
  • Kann auch nach Absetzen noch Wochen anhalten

Fettige Haut:

  • Erhöhte Talgproduktion durch androgene Aktivität

Sehstörungen (besonders bei Andarine/S4)

Andarine-spezifisch:

  • Gelbstich in der Wahrnehmung
  • Probleme mit der Nachtsicht
  • Verschwommenes Sehen
  • Schwierigkeiten bei schnellen Übergängen hell/dunkel

Mechanismus:

  • Andarine bindet an Androgenrezeptoren im Auge
  • Beeinflusst die Funktion der Photorezeptoren

Reversibilität:

  • Meist reversibel nach Absetzen
  • In seltenen Fällen anhaltende Beschwerden berichtet

Wichtig: Dieser Effekt ist ein Paradebeispiel dafür, dass die “Selektivität” von SARMs nicht absolut ist – sie beeinflussen auch Gewebe, die sie eigentlich nicht beeinflussen sollten.

Kopfschmerzen und Übelkeit

Häufigkeit:

  • Besonders in den ersten 1-2 Wochen der Anwendung
  • Bei 10-30% der Anwender (basierend auf Anwenderberichten)

Mögliche Ursachen:

  • Hormonelle Veränderungen
  • Blutdruckschwankungen
  • Direkte Effekte auf das zentrale Nervensystem

Verlauf:

  • Oft Gewöhnung nach einigen Wochen
  • Bei manchen persistierend

Stimmungsschwankungen und psychische Effekte

Während der Anwendung:

  • Durch sinkende Testosteronwerte: Depression, Reizbarkeit
  • Möglicherweise auch direkte neuronale Effekte

Nach Absetzen:

  • “Post-Cycle-Depression” häufig berichtet
  • Antriebslosigkeit
  • Stimmungsschwankungen
  • Kann mehrere Wochen bis Monate anhalten

Gelenk- und Sehnenbeschwerden

Paradoxer Effekt:

  • Trotz potenziell positiver Effekte auf Knochen berichten manche Anwender über Gelenkschmerzen
  • Möglicherweise durch schnelleren Muskelaufbau als Sehnen-/Bänderadaptation
  • Erhöhtes Verletzungsrisiko

Schlafstörungen

Berichte über:

  • Einschlafprobleme
  • Unruhiger Schlaf
  • Nächtliches Schwitzen
  • Insomnie (besonders bei höheren Dosen)

Geschlechtsspezifische Nebenwirkungen: SARMs bei Frauen

Obwohl SARMs primär von Männern verwendet werden, greifen auch Frauen darauf zurück. Die Nebenwirkungen unterscheiden sich teilweise:

Virilisierung (Vermännlichung)

Symptome:

  • Vertiefung der Stimme (oft irreversibel)
  • Verstärkter Haarwuchs (Gesicht, Körper)
  • Vergrößerung der Klitoris
  • Veränderungen der Körperform (maskuliner)

Risiko:

  • Geringer als bei anabolen Steroiden, aber nicht ausgeschlossen
  • Dosisabhängig
  • Individuelle Empfindlichkeit variiert stark

Menstruationsstörungen

  • Unregelmäßige oder ausbleibende Periode
  • Hormonelle Dysbalance
  • Mögliche Fruchtbarkeitsprobleme

Östrogenmangel-Symptome

  • Trockene Haut und Schleimhäute
  • Stimmungsschwankungen
  • Reduzierte Libido (paradoxerweise)

Wichtig: Für Frauen sind die Risiken von SARMs besonders schwer abzuschätzen, da wissenschaftliche Studien fast ausschließlich an Männern durchgeführt wurden.

Unbekannte Langzeitrisiken: Das große Fragezeichen

Das vielleicht größte Problem: Es gibt keine wissenschaftlichen Langzeitstudien zu SARMs bei gesunden, jungen Menschen.

Was wir NICHT wissen:

Krebsrisiko:

  • Ironischerweise wurden einige SARMs ursprünglich zur Krebsbehandlung entwickelt
  • Langfristige Effekte auf Krebsrisiko (besonders Prostata, Brust) unbekannt
  • Androgenrezeptor-Stimulation kann theoretisch Krebswachstum fördern

Dauerhafte hormonelle Schäden:

  • Wie viele Menschen entwickeln permanenten Hypogonadismus?
  • Gibt es Schwellenwerte für irreversible Schäden?
  • Völlig unerforscht

Neurologische Langzeiteffekte:

  • SARMs passieren die Blut-Hirn-Schranke
  • Langfristige Effekte auf Gehirnfunktion unbekannt
  • RAD-140 zeigte neuroprotektive Effekte in Tierstudien, aber auch hier: keine Langzeitdaten

Kardiovaskuläre Langzeitschäden:

  • Beschleunigen wiederholte SARMs-Zyklen Arteriosklerose?
  • Erhöhtes Herzinfarkt- oder Schlaganfallrisiko nach Jahren?
  • Keine Daten verfügbar

Nierengesundheit:

  • Kaum erforscht
  • Anekdotische Berichte über erhöhte Kreatininwerte
  • Potenzielle nephrotoxische Effekte unbekannt

Warum fehlen Langzeitstudien?

  1. Keine Arzneimittelzulassung: SARMs haben die klinische Entwicklung nicht abgeschlossen
  2. Fehlende kommerzielle Anreize: Pharmakonzerne haben Entwicklung eingestellt
  3. Ethische Bedenken: Langzeitstudien an gesunden Menschen mit bekannten Nebenwirkungen sind ethisch problematisch

Fazit: Wer SARMs verwendet, nimmt an einem unkontrollierten Selbstexperiment teil, dessen Langzeitfolgen völlig unbekannt sind.

Wechselwirkungen und erhöhtes Risiko bei Kombinationen

SARMs + andere SARMs (“Stacks”)

Viele Anwender kombinieren mehrere SARMs:

Risiken:

  • Additive Nebenwirkungen: Mehrere lebertoxische Substanzen gleichzeitig
  • Stärkere HPTA-Suppression
  • Unvorhersehbare Wechselwirkungen
  • Keine wissenschaftlichen Studien zu Kombinationen

SARMs + Prohormone oder Steroide

Besonders gefährlich:

  • Massiv erhöhte Leber- und Herz-Kreislauf-Belastung
  • Extreme Hormonsuppression
  • Oft praktiziert, aber extrem riskant

SARMs + Alkohol

  • Alkohol ist selbst hepatotoxisch
  • Kombination erhöht Leberschädigungsrisiko drastisch
  • Während SARMs-Anwendung sollte Alkohol vermieden werden

SARMs + Medikamente

Potenzielle Wechselwirkungen mit:

  • Leberverstoffwechselten Medikamenten
  • Blutdruckmedikamenten
  • Antidepressiva
  • Anderen hormonell wirksamen Substanzen

Problem: Keine systematischen Studien zu Wechselwirkungen verfügbar.

Post Cycle Therapy (PCT): Kann sie Nebenwirkungen verhindern?

Viele SARMs-Anwender verwenden eine Post Cycle Therapy, um die Testosteronproduktion nach Absetzen zu beschleunigen. Mehr Details zur PCT finden Sie in unserem vollständigen PCT Ratgeber.

Typische PCT-Substanzen:

  • Tamoxifen (Nolvadex): Selektiver Östrogenrezeptor-Modulator
  • Clomifen (Clomid): Östrogenrezeptor-Antagonist
  • HCG (humanes Choriongonadotropin): Stimuliert direkt die Hoden

Funktioniert PCT?

Potenzielle Vorteile:

  • Kann Testosteronerholung um Wochen beschleunigen
  • Reduziert Symptome des Hypogonadismus

Wichtige Einschränkungen:

  • Keine Garantie für vollständige Erholung

  • PCT-Medikamente haben eigene Nebenwirkungen:

    • Sehstörungen (besonders Clomifen)
    • Stimmungsschwankungen
    • Lebertoxizität
    • Übelkeit und Kopfschmerzen
  • PCT kann bereits entstandene Schäden nicht rückgängig machen:

    • Leberschäden bleiben
    • Kardiovaskuläre Veränderungen bleiben
    • Dauerhafte HPTA-Schäden werden nicht geheilt

Fazit: PCT ist kein “Sicherheitsnetz”, sondern ein Schadensbegrenzungsversuch mit eigenen Risiken.

Können SARMs Nebenwirkungen minimiert werden?

Ansätze zur Risikoreduktion (die dennoch nicht sicher sind):

1. Niedrigere Dosierungen:

  • Reduziert Nebenwirkungen
  • Aber auch reduzierte Wirkung
  • Nebenwirkungen treten trotzdem auf, nur schwächer

2. Kürzere Zyklen:

  • 4-6 Wochen statt 8-12 Wochen
  • Weniger Zeit für kumulative Schäden
  • Suppression tritt trotzdem auf

3. Regelmäßige Blutkontrollen:

  • Testosteron, LH, FSH, Östradiol
  • Leberenzyme (ALT, AST, Bilirubin)
  • Lipidprofil (HDL, LDL, Triglyceride)
  • Nierenwerte (Kreatinin)

Vorteil: Früherkennung von Problemen Nachteil: Verhindert Schäden nicht, erkennt sie nur

4. Leberschutzsupplemente:

  • NAC (N-Acetylcystein)
  • TUDCA (Tauroursodeoxycholsäure)
  • Mariendistel

Evidenz: Begrenzt; können möglicherweise leicht schützen, aber keine Garantie

5. Verzicht auf Alkohol und andere hepatotoxische Substanzen:

  • Reduziert kumulative Leberbelastung

Die unbequeme Wahrheit:

Die einzige Methode, SARMs Nebenwirkungen vollständig zu vermeiden, ist der komplette Verzicht auf die Anwendung.

Alle “Risikominimierungs”-Strategien reduzieren möglicherweise das Ausmaß der Schäden, beseitigen das Risiko aber nicht.

Vergleich: SARMs vs. Anabole Steroide

Wie unterscheiden sich die Nebenwirkungen?

NebenwirkungSARMsAnabole Steroide
Testosteron-Suppression+++ (hoch)++++ (sehr hoch)
Lebertoxizität+++ (besonders oral)++++ (oral) / + (injiziert)
Kardiovaskuläre Risiken++ (moderat)+++ (hoch)
Aromatisierung zu Östrogen- (nein)+++ (ja, besonders Testosteron)
DHT-Nebenwirkungen (Haarausfall, Prostata)+ (gering)+++ (hoch)
Gynäkomastie+ (selten)+++ (häufig ohne Aromatasehemmer)
Virilisierung bei Frauen++ (möglich)++++ (sehr wahrscheinlich)
Akne++ (häufig)+++ (sehr häufig)
Langzeitstudien- (keine)++ (begrenzt vorhanden)

Fazit: SARMs haben in manchen Bereichen ein etwas günstigeres Nebenwirkungsprofil, aber der Unterschied ist geringer als das Marketing suggeriert. Beide Substanzklassen bergen erhebliche Risiken.

Wer sollte SARMs definitiv NICHT verwenden?

Besonders hohe Risiken bestehen für:

1. Jugendliche und Heranwachsende (< 25 Jahre):

  • Hormonelle Entwicklung noch nicht abgeschlossen
  • Höheres Risiko für dauerhafte HPTA-Schäden
  • Potenzielle Beeinträchtigung der Knochenreifung
  • Psychische Entwicklung kann negativ beeinflusst werden

2. Frauen mit Kinderwunsch:

  • Fruchtbarkeit kann beeinträchtigt werden
  • Potenzielle teratogene Effekte (fruchtschädigend) unbekannt
  • Virilisierungsrisiko

3. Personen mit Vorerkrankungen:

  • Lebererkrankungen (erhöhtes Hepatotoxizitätsrisiko)
  • Herz-Kreislauf-Erkrankungen
  • Hormonelle Störungen
  • Nierenerkrankungen
  • Psychische Erkrankungen (Depression, Angststörungen)

4. Lizenzierten Sportler:

  • Automatische mehrjährige Sperre bei Nachweis
  • Kein “sauberer” Sport mehr möglich

5. Personen, die Medikamente einnehmen:

  • Unbekannte Wechselwirkungsrisiken

Fazit: Die Risiko-Nutzen-Abwägung fällt klar aus

Nach umfassender Betrachtung aller wissenschaftlich dokumentierten Nebenwirkungen lässt sich festhalten:

SARMs haben signifikante Nebenwirkungen:

Hormonsystem: Starke Testosteronunterdrückung mit zahlreichen Folgesymptomen

Leber: Dosisabhängige Hepatotoxizität, Einzelfälle schwerer Schäden

Herz-Kreislauf: Ungünstiges Lipidprofil, erhöhtes kardiovaskuläres Risiko

Psyche: Stimmungsschwankungen, Depression, Post-Cycle-Probleme

Weitere: Haarausfall, Akne, Sehstörungen (S4), Kopfschmerzen, Gelenkprobleme

Unbekannte Langzeitrisiken: Keine Studien, völlig unkalkulierbar

Die “Vorteile” stehen in keinem Verhältnis:

Die anabole Wirkung von SARMs ist moderat und deutlich geringer als oft behauptet. In wissenschaftlichen Studien wurden Muskelzuwächse von 1-3 kg über 12 Wochen beobachtet – vergleichbar mit dem, was motivierte Anfänger durch optimiertes Training und Ernährung erreichen können.

Die Alternative ist klar:

Natürlicher Muskelaufbau durch evidenzbasiertes Training, optimierte Ernährung, ausreichend Schlaf und legale Supplements (Kreatin, Protein, etc.) bietet:

Keine NebenwirkungenNachhaltige ErgebnisseRechtliche SicherheitKeine unbekannten LangzeitrisikenGesundheit bleibt erhalten

Die Entscheidung liegt bei Ihnen – aber sie sollte auf vollständiger Information basieren.


Medizinischer Disclaimer: Dieser Artikel dient ausschließlich der wissenschaftlichen Aufklärung und Information. Er stellt keine medizinische Beratung dar und ist nicht als Anleitung zur Anwendung von SARMs zu verstehen. Bei gesundheitlichen Fragen oder Beschwerden konsultieren Sie bitte einen qualifizierten Arzt. Die Anwendung nicht zugelassener Substanzen wie SARMs erfolgt auf eigene Gefahr und kann schwerwiegende gesundheitliche und rechtliche Konsequenzen haben. SARMs sind in Deutschland nicht zugelassen und der Verkauf zu Dopingzwecken ist illegal.

Quellen und wissenschaftliche Literatur

  1. Dalton, J. T., et al. (2011). “The selective androgen receptor modulator GTx-024 (enobosarm) improves lean body mass and physical function in healthy elderly men and postmenopausal women: results of a double-blind, placebo-controlled phase II trial.” Journal of Cachexia, Sarcopenia and Muscle, 2(3), 153-161.

  2. Basaria, S., et al. (2013). “The safety, pharmacokinetics, and effects of LGD-4033, a novel nonsteroidal oral, selective androgen receptor modulator, in healthy young men.” The Journals of Gerontology: Series A, 68(1), 87-95.

  3. Bedi, H., et al. (2021). “Enobosarm (Ostarine, MK-2866) induced liver injury: a case report.” ACG Case Reports Journal, 8(1), e00518.

  4. Flores, J. E., et al. (2020). “Drug-induced liver injury by selective androgen receptor modulators.” Hepatology Communications, 4(3), 450-452.

  5. Solomon, Z. J., et al. (2019). “Selective androgen receptor modulators (SARMs)—current knowledge and clinical applications.” Sexual Medicine Reviews, 7(1), 84-94.

  6. Thevis, M., et al. (2013). “Characterization of the selective androgen receptor modulator (SARM) RAD-140 for doping control purposes.” Drug Testing and Analysis, 5(11-12), 916-924.

  7. Christiansen, A. R., et al. (2020). “Use of selective androgen receptor modulators might increase the risk of acute myocardial infarction: a pharmacoepidemiological study.” Scientific Reports, 10(1), 21753.

  8. Van Wagoner, R. M., et al. (2017). “Chemical composition and labeling of substances marketed as selective androgen receptor modulators and sold via the internet.” JAMA, 318(20), 2004-2010.

  9. World Anti-Doping Agency (WADA). (2024). “Prohibited List 2024.” https://www.wada-ama.org/

  10. U.S. Food and Drug Administration (FDA). (2017). “FDA warns against using SARMs in body-building products.” FDA Safety Communication.

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