Wissenschaftlicher Vergleich verschiedener SARMs: Molekülstrukturen und Wirkprofile von Ostarine, Ligandrol und RAD-140
Ratgeber

SARMs Vergleich: Ostarine, Ligandrol, RAD-140 & Co. im direkten Vergleich

SARMs Ratgeber
22 Min. Lesezeit
Detaillierter SARMs Vergleich: Ostarine (MK-2866), Ligandrol (LGD-4033), RAD-140, Andarine (S4) und weitere im direkten Vergleich. Wirkung, Nebenwirkungen, Studien und Unterschiede wissenschaftlich erklärt.

Hinweis: Dieser Artikel dient ausschließlich der Information und stellt keine medizinische oder rechtliche Beratung dar. Konsultieren Sie bei gesundheitlichen Fragen immer einen Arzt.

SARMs im Vergleich: Welche Unterschiede gibt es wirklich?

In Fitness-Foren, auf Social Media und in Online-Diskussionen wird oft über die “besten SARMs” debattiert. Ostarine wird als “Anfänger-SARM” bezeichnet, Ligandrol als “stärker”, RAD-140 als “potentestes SARM” und Andarine als “Cutting-SARM”. Doch was steckt wissenschaftlich hinter diesen Behauptungen?

Dieser umfassende SARMs Vergleich analysiert die wichtigsten selektiven Androgenrezeptor-Modulatoren anhand wissenschaftlicher Studien, klinischer Daten und dokumentierter Anwendungsberichte. Sie erhalten einen objektiven Überblick über Wirkungsweise, Potenz, Nebenwirkungen und Unterschiede der einzelnen SARMs.

Wichtiger Hinweis: Dieser Vergleich dient ausschließlich der wissenschaftlichen Aufklärung. Kein einziges SARM hat eine Arzneimittelzulassung erhalten, alle SARMs bergen gesundheitliche und rechtliche Risiken. Dieser Artikel ist keine Anwendungsempfehlung.

Die wichtigsten SARMs im Überblick

Bevor wir in den detaillierten Vergleich einsteigen, hier eine Übersicht der bekanntesten SARMs:

SARMBezeichnungEntwicklerUrsprünglicher ZweckStatus
OstarineMK-2866, EnobosarmGTx Inc.Muskelschwund, OsteoporosePhase III abgebrochen
LigandrolLGD-4033Ligand PharmaceuticalsMuskelschwund, KachexiePhase I/II
RAD-140TestoloneRadius HealthBrustkrebsFrühe klinische Forschung
AndarineS4GTx Inc.Prostatahypertrophie, MuskelschwundEntwicklung eingestellt
YK-11--Myostatin-Inhibitor (umstritten)Keine klinischen Studien
S23-GTx Inc.Hormonelle Kontrazeption (männlich)Frühe Forschung

Wichtig: Keines dieser SARMs ist für den menschlichen Gebrauch zugelassen. Die meisten Entwicklungsprogramme wurden wegen Sicherheitsbedenken oder unzureichender Wirksamkeit abgebrochen.

Detaillierter Vergleich: Ostarine vs. Ligandrol vs. RAD-140

Ostarine (MK-2866, Enobosarm)

Entwicklungsgeschichte: Ostarine wurde von GTx Inc. entwickelt und ist das am besten erforschte SARM. Es durchlief mehrere klinische Studien bis Phase III, die jedoch 2016 abgebrochen wurden.

Wissenschaftliche Datenlage:

Mehr Details zu Ostarine und anderen SARMs finden Sie in unserem umfassenden SARMs Grundlagen-Artikel. Die Studie von Dalton et al. (2011) untersuchte 120 ältere Männer und Frauen über 12 Wochen:

  • Placebo: -0,2 kg Muskelmasse
  • 1 mg Ostarine täglich: +1,0 kg Muskelmasse
  • 3 mg Ostarine täglich: +1,4 kg Muskelmasse
  • Testosteronunterdrückung: 23% (1 mg) bis 43% (3 mg)

Eine weitere Phase-II-Studie zeigte:

  • Verbesserung der körperlichen Funktion bei Krebspatienten
  • Moderat erhöhte Leberenzyme bei einigen Probanden
  • Senkung des HDL-Cholesterins um etwa 27%

Typische “Anwender-Dosierungen” (nicht empfohlen): 10-30 mg täglich über 8-12 Wochen

Wirkungsprofil:

  • Anabole Wirkung: Moderat (schwächstes der häufig verwendeten SARMs)
  • Selektivität: Relativ hoch für Muskel- und Knochengewebe
  • Halbwertszeit: Etwa 24 Stunden

Nebenwirkungen:

  • Testosteronunterdrückung (23-43% dosisabhängig)
  • Mögliche Lebertoxizität (erhöhte Leberenzyme)
  • Verschlechterung des Lipidprofils (HDL-Senkung)
  • Kopfschmerzen (häufig in ersten Wochen)
  • Übelkeit
  • Leichte Libidoreduktion

Besonderheiten:

  • Am besten wissenschaftlich dokumentiert
  • Gilt als “mildestes” SARM (was nicht “sicher” bedeutet)
  • Häufig als “Anfänger-SARM” bezeichnet (dennoch nicht empfohlen)

Ligandrol (LGD-4033)

Entwicklungsgeschichte: Entwickelt von Ligand Pharmaceuticals für die Behandlung von Muskelschwund und kachektischen Zuständen. Klinische Studien erreichten Phase II.

Wissenschaftliche Datenlage:

Die Studie von Basaria et al. (2013) testete LGD-4033 an jungen, gesunden Männern über 21 Tage:

  • 0,1 mg täglich: +0,8 kg fettfreie Körpermasse
  • 1,0 mg täglich: +1,8 kg fettfreie Körpermasse
  • Testosteronunterdrückung:
    • 0,1 mg: ca. 30% Reduktion
    • 1,0 mg: ca. 56% Reduktion
  • Keine signifikante Kraftsteigerung trotz Muskelzunahme
  • Erhöhte Leberenzyme bei höheren Dosen

Typische “Anwender-Dosierungen” (nicht empfohlen): 5-10 mg täglich über 8-12 Wochen

Wirkungsprofil:

  • Anabole Wirkung: Stärker als Ostarine, dosisabhängig sehr potent
  • Selektivität: Hoch, aber dennoch systemische Effekte
  • Halbwertszeit: 24-36 Stunden

Nebenwirkungen:

  • Stärkere Testosteronunterdrückung als Ostarine (50-70%)
  • Ausgeprägte Lebertoxizität (Fallberichte schwerer Cholestase)
  • Verschlechterung des Lipidprofils
  • Wasserretention (häufiger als bei Ostarine)
  • Kopfschmerzen und Müdigkeit
  • Post-Cycle-Depression häufig berichtet

Besonderheiten:

  • Potenter als Ostarine, aber auch mehr Nebenwirkungen
  • Häufig in Dopingtests nachgewiesen (mehrjährige Sperren für Sportler)
  • Wasserretention kann optische Ergebnisse verfälschen

RAD-140 (Testolone)

Entwicklungsgeschichte: Entwickelt von Radius Health ursprünglich für die Behandlung von Brustkrebs und Muskelschwund. Befindet sich in früher klinischer Forschung.

Wissenschaftliche Datenlage:

Problem: Es gibt keine veröffentlichten Humanstudien zu RAD-140. Die verfügbaren Daten stammen aus:

  • Präklinischen Tierversuchen
  • Patentanmeldungen
  • Anwenderberichten (Anekdoten, nicht wissenschaftlich)

Tierstudien zeigten:

  • Starke anabole Wirkung bei Ratten
  • Neuroprotektive Eigenschaften
  • Kardiale Hypertrophie (Herzvergrößerung) bei Ratten – Warnsignal
  • Starke Androgen-Rezeptor-Bindung

Typische “Anwender-Dosierungen” (nicht empfohlen): 10-30 mg täglich über 8-12 Wochen

Wirkungsprofil (basierend auf Anwenderberichten):

  • Anabole Wirkung: Sehr stark, gilt als potentestes nicht-steroidales SARM
  • Selektivität: Hoch für Muskelgewebe, aber auch ZNS-Effekte
  • Halbwertszeit: 15-20 Stunden (geschätzt)

Nebenwirkungen:

  • Sehr starke Testosteronunterdrückung (60-80% berichtet)
  • Potenzielle kardiovaskuläre Risiken (Tierstudien: Herzvergrößerung)
  • Ausgeprägte Libidoprobleme während und nach Anwendung
  • Aggressivität und Stimmungsschwankungen
  • Lebertoxizität (Fallberichte)
  • Starker Post-Cycle-Crash
  • Haarausfall (bei genetisch Prädisponierten)

Besonderheiten:

  • Keine Humanstudien – völlig unerforscht beim Menschen
  • Gilt als “stärkstes” SARM, entsprechend höheres Risiko
  • Neuroprotektive Effekte in Tierversuchen (klinische Relevanz unklar)
  • Besonders hohes Risiko aufgrund fehlender Sicherheitsdaten

Andarine (S4)

Entwicklungsgeschichte: Entwickelt von GTx Inc. für Prostatahypertrophie und Muskelschwund. Entwicklung wurde wegen Nebenwirkungen eingestellt.

Wissenschaftliche Datenlage:

Phase-I-Studien wurden durchgeführt, jedoch nie veröffentlicht. Die Entwicklung wurde eingestellt, hauptsächlich wegen:

  • Sehstörungen (Hauptproblem)
  • Unzureichende Wirksamkeit im Vergleich zum Nebenwirkungsprofil

Typische “Anwender-Dosierungen” (nicht empfohlen): 50-75 mg täglich, aufgeteilt in 2-3 Dosen (wegen kurzer Halbwertszeit)

Wirkungsprofil:

  • Anabole Wirkung: Moderat, zwischen Ostarine und Ligandrol
  • Selektivität: Gut für Muskelgewebe, aber auch ausgeprägte Effekte auf das Auge
  • Halbwertszeit: Nur 4-6 Stunden (erfordert mehrfache Tagesdosierung)

Nebenwirkungen:

  • Sehstörungen (Hauptproblem):
    • Gelbstich in der Wahrnehmung
    • Probleme mit Nachtsicht
    • Schwierigkeiten bei Hell-Dunkel-Übergängen
    • Verschwommenes Sehen
  • Testosteronunterdrückung (30-50%)
  • Potenzielle Prostataprobleme (trotz ursprünglicher Indikation)
  • Lebertoxizität
  • Häufige Dosierung notwendig (unpraktisch)

Besonderheiten:

  • Einziges SARM mit spezifischen Sehstörungen als häufiger Nebenwirkung
  • Entwicklung wurde genau deshalb eingestellt
  • Oft als “Cutting-SARM” beworben (kein wissenschaftlicher Beleg für spezifische Fettverbrennung)
  • Kurze Halbwertszeit macht Anwendung kompliziert

Direkte Vergleichstabelle: Die wichtigsten Parameter

ParameterOstarine (MK-2866)Ligandrol (LGD-4033)RAD-140 (Testolone)Andarine (S4)
Klinische Forschung✓✓✓ Phase III✓✓ Phase II✗ Keine Humanstudien✓ Phase I (abgebrochen)
Anabole Potenz+ Moderat++ Stark+++ Sehr stark++ Moderat-stark
Testosteron-Suppression23-43%50-70%60-80%*30-50%
Lebertoxizität+ Gering-moderat++ Moderat-hoch++ Moderat*++ Moderat
Lipidprofil-Verschlechterung++ Moderat (-27% HDL)++ Moderat+++* Stark++ Moderat
Spezifische Nebenwirkungen-WasserretentionAggressivität, Herz*Sehstörungen
Halbwertszeit~24h24-36h15-20h*4-6h
Dosierungshäufigkeit1x täglich1x täglich1x täglich2-3x täglich
Post-Cycle-Probleme+ Moderat++ Ausgeprägt+++ Sehr ausgeprägt++ Ausgeprägt
Wissenschaftliche Evidenz✓✓✓ Gut✓✓ Mittel✗ Keine✓ Begrenzt
Sicherheitsprofil+ “Am besten” (relativ)++ Schlechter+++ Unbekannt/Riskant++ Problematisch

*= Basierend auf Anwenderberichten, keine klinischen Studien

Legende:

  • ✓ = Studien vorhanden, ✗ = keine Studien
    • = niedrig, ++ = moderat, +++ = hoch

Weitere SARMs im Kurzvergleich

YK-11 – Das umstrittene “SARM”

Status: Wissenschaftlich höchst umstritten, ob YK-11 überhaupt ein echtes SARM ist.

Besonderheiten:

  • Wird als “Myostatin-Inhibitor” vermarktet (Myostatin hemmt Muskelwachstum)
  • Keine klinischen Studien am Menschen
  • Chemisch eher einem Steroid ähnlich als einem typischen SARM
  • Extrem limitierte Datenlage

Risiken:

  • Völlig unerforscht
  • Potenzielle Steroid-ähnliche Nebenwirkungen
  • Keine Informationen zu Sicherheit oder Dosierung
  • Extrem hohes Risiko

Fazit: Von allen hier genannten Substanzen die am schlechtesten erforschte und riskanteste.


S23 – Das “stärkste” SARM?

Status: Frühe präklinische Forschung, entwickelt als männliches Kontrazeptivum.

Besonderheiten:

  • Sollte die Spermienproduktion unterdrücken (männliche Verhütung)
  • Sehr hohe Bindungsaffinität an Androgenrezeptoren
  • Keine Phase-I-Studien am Menschen veröffentlicht

Risiken:

  • Extrem starke Testosteronunterdrückung (beabsichtigt als Kontrazeptivum)
  • Potenzielle Unfruchtbarkeit auch nach Absetzen
  • Sehr aggressive Wirkung
  • Höchstes Nebenwirkungsrisiko aller SARMs

Fazit: Wird in der Szene als “stärkstes SARM” gehandelt, ist aber gleichzeitig das gefährlichste mit Risiko dauerhafter Unfruchtbarkeit.


Wirkungsvergleich: Was zeigen die Studien wirklich?

Muskelaufbau: Wie effektiv sind SARMs tatsächlich?

Studienergebnisse im Vergleich:

Ostarine (12 Wochen, ältere Probanden):

  • +1,0 kg bis +1,4 kg Muskelmasse

Ligandrol (3 Wochen, junge Männer):

  • +0,8 kg bis +1,8 kg fettfreie Körpermasse

Natürliches Training (Anfänger, 12 Wochen):

  • Typischerweise +2-4 kg Muskelmasse

Interpretation:

Die wissenschaftlich dokumentierten Muskelzuwächse durch SARMs sind überraschend moderat und in einigen Fällen geringer als bei optimiertem natürlichem Training. Die in der Fitness-Szene berichteten “dramatischen” Ergebnisse lassen sich durch folgende Faktoren erklären:

  1. Wasserretention (besonders bei Ligandrol) verfälscht optische Ergebnisse
  2. Glykogeneinlagerung in der Muskulatur
  3. Placebo-Effekt und gesteigertes Training durch Erwartungshaltung
  4. Höhere Dosen als in Studien verwendet (mehr Wirkung, aber auch mehr Nebenwirkungen)
  5. Kombination mit anderen Substanzen (nicht deklariert)

Wichtig: Nach Absetzen gehen 50-80% der Muskelzuwächse wieder verloren, da es sich primär um Wasser- und Glykogeneinlagerung handelt.


Nebenwirkungen: Welches SARM ist am “sichersten”?

Rangfolge nach Nebenwirkungsprofil (vom “besten” zum schlechtesten):

  1. Ostarine (MK-2866)

    • Beste wissenschaftliche Datenlage
    • Geringste Testosteronsuppression (relativ)
    • Moderat dokumentierte Nebenwirkungen
    • Aber: Immer noch signifikante Risiken
  2. Andarine (S4)

    • Moderate Suppression
    • Hauptproblem: Sehstörungen machen es unpraktikabel
  3. Ligandrol (LGD-4033)

    • Stärkere Suppression als Ostarine
    • Fallberichte schwerer Leberschäden
    • Häufige Wasserretention
  4. RAD-140 (Testolone)

    • Keine Humanstudien = unbekanntes Risiko
    • Anwenderberichte: sehr starke Suppression
    • Kardiovaskuläre Risiken in Tierversuchen
  5. S23

    • Extrem starke Suppression (beabsichtigt)
    • Risiko dauerhafter Unfruchtbarkeit
    • Kaum Sicherheitsdaten
  6. YK-11

    • Völlig unerforscht
    • Höchstes Risiko

Wichtige Klarstellung: “Am sichersten” bedeutet NICHT “sicher”. Alle SARMs bergen gesundheitliche Risiken, haben keine Arzneimittelzulassung und ihre Langzeitfolgen sind unbekannt.


SARM-Kombinationen (“Stacks”): Sinnvoll oder gefährlich?

Viele Anwender kombinieren verschiedene SARMs, um angeblich “synergistische Effekte” zu erzielen. Typische Kombinationen:

“Bulking Stack”:

  • Ligandrol + RAD-140
  • Ostarine + LGD-4033

“Cutting Stack”:

  • Ostarine + Andarine
  • RAD-140 + S4

Die wissenschaftliche Realität:

Es gibt KEINE einzige wissenschaftliche Studie zu SARM-Kombinationen

Nebenwirkungen addieren sich oder potenzieren sich:

  • Doppelte Lebertoxizität (zwei hepatotoxische Substanzen)
  • Verstärkte Testosteronsuppression
  • Unvorhersehbare Wechselwirkungen

Höheres Risiko schwerer Komplikationen:

  • Mehrere dokumentierte Fälle schwerer Leberschäden nach SARM-Stacks
  • Massive hormonelle Störungen
  • Längere Erholungszeit

Keine “Synergien”, nur additive Risiken:

  • Die Wirkung auf Muskelaufbau addiert sich nicht proportional
  • Die Nebenwirkungen jedoch schon

Fazit: SARM-Kombinationen sind extrem riskant und wissenschaftlich völlig unerforscht. Das Risiko ist unkalkulierbar.


Vergleich mit natürlichen Alternativen

Die wichtigste Vergleichsperspektive: Wie stehen SARMs im Vergleich zu natürlichen, legalen und sicheren Methoden?

FaktorSARMs (am Beispiel Ostarine)Natürliches Training + Ernährung + Kreatin
Muskelaufbau (12 Wochen)+1-2 kg (teilweise Wasser)+2-4 kg (Anfänger, echte Muskelmasse)
Nachhaltigkeit✗ Verlust nach Absetzen✓ Nachhaltig bei Konsistenz
Testosteronsuppression✗ 23-80% je nach SARM✓ Keine (bei ausreichend Schlaf sogar Optimierung)
Lebertoxizität✗ Dosisabhängig✓ Keine
Kardiovaskuläre Risiken✗ Verschlechtertes Lipidprofil✓ Verbesserung durch Training
Rechtliche Lage✗ Illegal, Doping✓ Legal
KostenHoch (inkl. PCT, Blutuntersuchungen)Niedrig (Gym-Mitgliedschaft, Protein, Kreatin)
Gesundheitliche Langzeitfolgen✗ Unbekannt✓ Positiv (gesünderes Herz-Kreislauf-System)
Wissenschaftliche EvidenzBegrenzt (keine Langzeitstudien)✓✓✓ Exzellent

Kreatin-Monohydrat als Vergleich:

  • +5-15% Kraftsteigerung wissenschaftlich belegt
  • +1-3 kg Muskelmasse in Studien
  • Völlig sicher (zehntausende Studien über 30 Jahre)
  • Legal und kostengünstig
  • Keine Nebenwirkungen bei normaler Dosierung

Natürliches Muskelaufbaupotenzial (erste 2 Jahre):

  • Jahr 1: 5-12 kg Muskelmasse
  • Jahr 2: 2-5 kg Muskelmasse
  • Nachhaltig, gesund, legal

Fazit: Die “Abkürzung” mit SARMs bietet minimal bessere kurzfristige Ergebnisse (die nach Absetzen verloren gehen) bei massiv höheren Risiken. Der natürliche Weg ist langfristig überlegen.


Häufige Fehlannahmen im SARMs-Vergleich

Mythos 1: “Ostarine ist sicher, weil es am schwächsten ist”

Realität: Auch Ostarine unterdrückt Testosteron um 23-43%, kann die Leber schädigen und verschlechtert das Lipidprofil. “Am wenigsten gefährlich” bedeutet nicht “sicher”.

Mythos 2: “RAD-140 ist das beste SARM für Muskelaufbau”

Realität: Es gibt keine einzige Humanstudie zu RAD-140. Die Behauptungen basieren auf Tierversuchen und Anwenderberichten. Das Risiko ist völlig unbekannt.

Mythos 3: “Andarine ist perfekt zum Definieren”

Realität: Es gibt keine wissenschaftliche Evidenz, dass Andarine spezifisch Fett verbrennt. Der “Cutting”-Effekt entsteht durch Kaloriendefizit. Die Sehstörungen machen es unpraktikabel.

Mythos 4: “Man braucht keine PCT bei schwächeren SARMs”

Realität: Selbst “schwächere” SARMs wie Ostarine unterdrücken Testosteron signifikant. Eine PCT ist bei allen SARMs sinnvoll (wenn man sie überhaupt verwendet, was nicht empfohlen wird).

Mythos 5: “SARM-Stacks sind effektiver als einzelne SARMs”

Realität: Die Nebenwirkungen addieren sich definitiv, die Wirkung jedoch nicht zwingend proportional. Stacks sind gefährlicher, nicht “effektiver”.


Rechtliche Unterschiede: Sind manche SARMs “legaler” als andere?

Kurze Antwort: Nein. Alle SARMs haben denselben rechtlichen Status.

In Deutschland:

  • Alle SARMs fallen unter das Arzneimittelgesetz (AMG)
  • Keines ist als Arzneimittel zugelassen
  • Verkauf als Nahrungsergänzung oder zu Dopingzwecken ist illegal
  • Rechtliche Lage für Endverbraucher: Grauzone

Anti-Doping:

  • Alle SARMs stehen auf der WADA-Verbotsliste
  • Keine Unterscheidung zwischen “starken” und “schwachen” SARMs
  • Nachweis führt zu mehrjährigen Sperren

Fazit: Es gibt keinen legalen oder “halb-legalen” Vorteil eines bestimmten SARMs. Alle sind nicht zugelassen und rechtlich problematisch.


Welches SARM für welches Ziel? Die realistische Perspektive

Obwohl dieser Artikel keine Anwendungsempfehlung gibt, ist es wichtig, die typischen “Ziel-Empfehlungen” wissenschaftlich einzuordnen:

“Muskelaufbau” (Bulking)

Typische Empfehlung: Ligandrol oder RAD-140

Realität:

  • Kurzfristig moderate Muskelzuwächse möglich (1-3 kg)
  • Größtenteils Wasser- und Glykogeneinlagerung
  • 50-80% Verlust nach Absetzen
  • Massive Testosteronsuppression (50-80%)
  • Risiko für Leberschäden und kardiovaskuläre Probleme

Alternative: Kalorienüberschuss (+300-500 kcal), 1,8-2,2g Protein/kg, progressives Krafttraining, Kreatin

  • Ergebnis: 2-4 kg echte Muskelmasse in 12 Wochen (Anfänger)
  • Nachhaltig und gesund

“Fettabbau” (Cutting)

Typische Empfehlung: Ostarine oder Andarine

Realität:

  • SARMs verbrennen kein Fett direkt
  • Sie können helfen, Muskelmasse im Kaloriendefizit zu erhalten (moderat)
  • Jedoch: Kaloriendefizit allein erhält Muskelmasse bei ausreichend Protein ebenfalls
  • Nebenwirkungen bleiben bestehen

Alternative: Kaloriendefizit (-300-500 kcal), hohes Protein (2,0-2,5g/kg), Krafttraining beibehalten

  • Ergebnis: Fettabbau bei Muskelerhalt
  • Ohne gesundheitliche Risiken

“Recomposition” (gleichzeitig Fett verlieren und Muskeln aufbauen)

Typische Empfehlung: Ostarine

Realität:

  • Echte Recomposition ist auch natürlich möglich (besonders bei Anfängern und Übergewichtigen)
  • SARMs bieten hier keinen signifikanten Vorteil
  • Risiko-Nutzen-Verhältnis ungünstig

Alternative: Leichtes Kaloriendefizit oder Erhaltung, hohes Protein, intensives Krafttraining

  • Funktioniert bei richtiger Durchführung

Die unbequeme Wahrheit: Kein SARM ist “gut”

Nach umfassender wissenschaftlicher Analyse aller verfügbaren Daten lässt sich festhalten:

Es gibt kein “bestes” oder “sicheres” SARM.

Jedes SARM hat ein ungünstiges Risiko-Nutzen-Verhältnis:

  • Ostarine: Am besten erforscht, aber immer noch signifikante Nebenwirkungen
  • Ligandrol: Potenter, aber deutlich mehr Nebenwirkungen
  • RAD-140: Sehr potent, aber keine Humanstudien = unkalkulierbares Risiko
  • Andarine: Sehstörungen machen es unpraktikabel
  • Andere: Noch schlechter erforscht und riskanter

Alle SARMs gemeinsam:

  • ✗ Keine Arzneimittelzulassung
  • ✗ Testosteronsuppression
  • ✗ Potenzielle Lebertoxizität
  • ✗ Kardiovaskuläre Risiken
  • ✗ Unbekannte Langzeitfolgen
  • ✗ Rechtlich problematisch
  • ✗ Qualitätsprobleme beim Schwarzmarkt (über 50% falsch deklariert)

Fazit: Der wichtigste Vergleich ist SARMs vs. Natürlich

Der sinnvollste Vergleich ist nicht “Ostarine vs. Ligandrol”, sondern “SARMs vs. natürliche, legale und sichere Methoden”.

SARMs bieten:

❌ Moderate kurzfristige Muskelzuwächse (1-3 kg, größtenteils temporär) ❌ Signifikante Gesundheitsrisiken (Hormone, Leber, Herz-Kreislauf) ❌ Rechtliche Probleme ❌ Unbekannte Langzeitfolgen ❌ Hohe Kosten (inkl. PCT, Blutuntersuchungen) ❌ Verlust der Ergebnisse nach Absetzen

Natürlicher Muskelaufbau bietet:

✓ Nachhaltige Ergebnisse (5-12 kg im ersten Jahr) ✓ Keine gesundheitlichen Risiken ✓ Legale Sicherheit ✓ Langfristig gesundheitsfördernd ✓ Kostengünstig ✓ Ergebnisse bleiben bei Konsistenz

Die Entscheidung liegt bei Ihnen, aber sie sollte auf vollständiger wissenschaftlicher Information basieren, nicht auf Marketing oder Forenbehauptungen.


Rechtlicher und medizinischer Disclaimer: Dieser Artikel dient ausschließlich der wissenschaftlichen Aufklärung und dem Vergleich von SARMs auf Basis verfügbarer Studiendaten. Er stellt keine Kaufempfehlung, medizinische Beratung oder Anleitung zur Anwendung dar. Alle genannten SARMs sind in Deutschland nicht zugelassen, der Verkauf zu Dopingzwecken ist illegal, und die Anwendung ist mit erheblichen gesundheitlichen und rechtlichen Risiken verbunden. Bei gesundheitlichen Fragen konsultieren Sie bitte einen qualifizierten Arzt.

Quellen und wissenschaftliche Literatur

  1. Dalton, J. T., et al. (2011). “The selective androgen receptor modulator GTx-024 (enobosarm) improves lean body mass and physical function in healthy elderly men and postmenopausal women: results of a double-blind, placebo-controlled phase II trial.” Journal of Cachexia, Sarcopenia and Muscle, 2(3), 153-161.

  2. Basaria, S., et al. (2013). “The safety, pharmacokinetics, and effects of LGD-4033, a novel nonsteroidal oral, selective androgen receptor modulator, in healthy young men.” The Journals of Gerontology: Series A, 68(1), 87-95.

  3. Solomon, Z. J., et al. (2019). “Selective androgen receptor modulators (SARMs)—current knowledge and clinical applications.” Sexual Medicine Reviews, 7(1), 84-94.

  4. Thevis, M., et al. (2013). “Characterization of the selective androgen receptor modulator (SARM) RAD-140 for doping control purposes.” Drug Testing and Analysis, 5(11-12), 916-924.

  5. Bedi, H., et al. (2021). “Enobosarm (Ostarine, MK-2866) induced liver injury: a case report.” ACG Case Reports Journal, 8(1), e00518.

  6. Flores, J. E., et al. (2020). “Drug-induced liver injury by selective androgen receptor modulators.” Hepatology Communications, 4(3), 450-452.

  7. Van Wagoner, R. M., et al. (2017). “Chemical composition and labeling of substances marketed as selective androgen receptor modulators and sold via the internet.” JAMA, 318(20), 2004-2010.

  8. Christiansen, A. R., et al. (2020). “Use of selective androgen receptor modulators might increase the risk of acute myocardial infarction: a pharmacoepidemiological study.” Scientific Reports, 10(1), 21753.

  9. World Anti-Doping Agency (WADA). (2024). “Prohibited List 2024.” https://www.wada-ama.org/

  10. European Medicines Agency (EMA). “Public statement on SARMs.” (2020).

  11. Schänzer, W., & Thevis, M. (2017). “Detection of SARMs in doping control analysis.” Drug Testing and Analysis, 9(11-12), 1820-1829.

Ähnliche Artikel