
Hinweis: Dieser Artikel dient ausschließlich der Information und stellt keine medizinische oder rechtliche Beratung dar. Konsultieren Sie bei gesundheitlichen Fragen immer einen Arzt.
Was ist S23?
S23 ist ein nicht-steroidaler selektiver Androgenrezeptor-Modulator (SARM), der als eines der potentesten und gleichzeitig riskantesten SARMs auf dem Markt gilt. Ursprünglich vom Pharmaunternehmen GTx Inc. entwickelt, wurde S23 als potenzielle männliche Verhütungsmethode (Kontrazeptivum) erforscht – ein deutliches Zeichen für seine extrem starke Wirkung auf den Hormonhaushalt.
Entwicklungsgeschichte und medizinischer Hintergrund
S23 wurde in den frühen 2000er Jahren als Teil der Forschung zu hormonellen Kontrazeptiva für Männer entwickelt. Die Idee war, eine Substanz zu schaffen, die reversibel die Spermienproduktion unterdrückt, ohne dabei die gravierenden Nebenwirkungen klassischer Hormone zu verursachen.
Besonderheit: Anders als andere SARMs, die primär für den medizinischen Einsatz bei Muskelschwund entwickelt wurden, zielte S23 von Anfang an auf die Unterdrückung der Fortpflanzungsfähigkeit ab. Dies erklärt die extreme hormonelle Wirkung der Substanz.
Trotz vielversprechender präklinischer Daten wurde S23 nie zur klinischen Anwendung zugelassen. Die Substanz fand jedoch schnell ihren Weg in die Bodybuilding-Szene, wo sie aufgrund ihrer extremen anabolen Potenz geschätzt wird.
Wirkungsweise von S23
S23 bindet mit hoher Affinität an Androgenrezeptoren, insbesondere in Muskel- und Knochengewebe. Die Bindungsstärke ist deutlich höher als bei milderen SARMs wie Ostarine.
Molekulare Mechanismen
Nach oraler Einnahme gelangt S23 in den Blutkreislauf und bindet an Androgenrezeptoren. Diese Bindung aktiviert zelluläre Signalwege, die zu folgenden Effekten führen:
Im Muskelgewebe:
- Massive Steigerung der Proteinsynthese
- Reduzierter Proteinabbau
- Aktivierung von Satellitenzellen für Muskelwachstum
- Erhöhte Stickstoffretention
Im hormonellen System:
- Nahezu vollständige Unterdrückung der LH-Produktion (Luteinisierendes Hormon)
- Drastische Reduktion von FSH (Follikelstimulierendes Hormon)
- Minimale bis keine Testosteronproduktion
- Reversible Infertilität (Unfruchtbarkeit)
Im Knochen- und Fettgewebe:
- Erhöhte Knochendichte
- Reduzierte Fettmasse
- Verbesserung der Körperkomposition
Besonderheiten im Vergleich zu anderen SARMs
Was S23 von anderen SARMs unterscheidet:
- Höchste anabole Potenz unter den verbreiteten SARMs
- Stärkste Testosteronsuppression (nahezu 100%)
- Kontrazeptive Wirkung durch Unterdrückung der Spermienproduktion
- Keine Aromatisierung zu Östrogen
- Potenzielle Prostataverkleinerung in Tierstudien beobachtet
Wissenschaftliche Studienlage zu S23
Die wissenschaftliche Literatur zu S23 ist begrenzt und basiert größtenteils auf präklinischen Studien an Ratten.
Tierstudien zu S23
Eine häufig zitierte Studie aus dem Jahr 2013 untersuchte S23 bei kastrierten Ratten:
Ergebnisse:
- Signifikante Zunahme der Muskelmasse
- Reduktion der Fettmasse
- Erhöhte Knochendichte
- Bei intakten männlichen Ratten: vollständige Unterdrückung der Spermatogenese
Kontrazeptive Effekte:
- Dosisabhängige Reduktion der Spermienanzahl
- Bei Kombination mit Östrogen: 100% Verhütungsrate
- Reversibilität nach Absetzen (bei Ratten)
Fehlende Humanstudien
Kritisch: Es existieren keine publizierten klinischen Studien zu S23 am Menschen. Alle Informationen über Effekte beim Menschen basieren auf:
- Extrapolation aus Tierstudien
- Anwenderberichten aus Fitness-Foren
- Einzelfallberichten von Ärzten
Dies macht S23 zu einer der am wenigsten erforschten Substanzen, die dennoch weit verbreitet verwendet wird.
Dosierung und Anwendungsmuster
Wichtiger Disclaimer: Die folgenden Informationen dienen ausschließlich der wissenschaftlichen Aufklärung. Sie stellen keine Anwendungsempfehlung dar. Die Verwendung von S23 ist mit extremen Gesundheitsrisiken verbunden.
Typische Dosierungen in Anwenderkreisen
Aufgrund fehlender klinischer Daten orientieren sich Anwender an Tierstudien und Erfahrungsberichten:
Niedrige Dosis:
- 10 mg täglich über 6-8 Wochen
- Bereits hier massive Testosteronsuppression
Mittlere Dosis:
- 15-20 mg täglich
- Häufigste berichtete Dosierung
Hohe Dosis:
- 25-30 mg täglich
- Extrem hohes Nebenwirkungsrisiko
Halbwertszeit und Einnahmefrequenz
S23 hat eine kurze Halbwertszeit von etwa 12 Stunden. Anwender teilen die Tagesdosis daher häufig auf zwei Einnahmen (morgens und abends), um stabile Blutspiegel zu erreichen.
Zykluslänge
Typische Zyklen dauern 6-8 Wochen. Längere Zyklen erhöhen das Risiko dauerhafter hormoneller Schäden drastisch.
Wichtig: Aufgrund der extremen Testosteronsuppression sollte S23 niemals ohne anschließende intensive Post Cycle Therapy abgesetzt werden.
Potenzielle Effekte von S23
Die berichteten Effekte basieren auf Anwenderberichten und Tierstudien. Individuelle Ergebnisse variieren stark.
Muskelaufbau und Kraftsteigerung
Anwender berichten von:
- Extremer Muskelaufbau: 3-6 kg Muskelmasse in 6-8 Wochen
- Dramatische Kraftsteigerungen: Deutliche Verbesserung bei allen Grundübungen
- Muskelhärte und Dichte: Besonders ausgeprägte Definition
- Vaskuläre Erscheinung: Erhöhte Sichtbarkeit der Venen
Realistische Einordnung: Diese Effekte sind temporär und gehen nach Absetzen größtenteils verloren, da die hormonelle Unterstützung wegfällt.
Fettreduktion und Körperkomposition
S23 zeigt ausgeprägte Effekte auf die Körperfettreduktion:
- Signifikante Reduktion des Körperfettanteils
- Erhalt von Muskelmasse während Diäten
- Verbessertes Muskel-Fett-Verhältnis
Leistungssteigerung
Anwender berichten von:
- Erhöhter Ausdauer im Training
- Schnellerer Regeneration
- Gesteigerter Trainingsintensität
- Verbesserter Motivation und Fokus
Nebenwirkungen und Gesundheitsrisiken
Die Nebenwirkungen von S23 sind aufgrund seiner extremen Potenz besonders ausgeprägt und gefährlich.
Hormonelle Nebenwirkungen (extrem ausgeprägt)
Vollständige Testosteronsuppression:
S23 unterdrückt die körpereigene Testosteronproduktion nahezu vollständig – selbst bei niedrigen Dosierungen.
Folgen:
- Praktisch keine messbare Testosteronproduktion während des Zyklus
- Vollständige Abhängigkeit von exogenen Hormonen
- Libidoverlust und erektile Dysfunktion
- Extreme Müdigkeit und Antriebslosigkeit
- Depressive Verstimmungen
- Gynäkomastie möglich (durch hormonelles Ungleichgewicht)
Kritisch: Im Gegensatz zu milderen SARMs erholt sich die Testosteronproduktion nach S23-Zyklen oft nur verzögert oder unvollständig.
Reproduktive Effekte
Temporäre Infertilität:
- Massive Reduktion der Spermienzahl
- Reduzierte Spermienmotilität
- Mögliche Beeinträchtigung der Spermienqualität
Reversibilität fraglich: Während Tierstudien eine vollständige Reversibilität zeigten, gibt es bei Menschen Berichte von anhaltenden Fertilitätsproblemen.
Kardiovaskuläre Risiken
- Negative Veränderung des Lipidprofils (HDL-Senkung, LDL-Erhöhung)
- Erhöhter Blutdruck
- Potenzielle Herzbelastung
- Erhöhtes Thromboserisiko
Lebertoxizität
Obwohl als nicht-methyliertes SARM theoretisch weniger lebertoxisch, gibt es Berichte von:
- Erhöhten Leberwerten (ALT, AST)
- Möglicher Leberschädigung bei längerer Anwendung
- Interaktion mit anderen Substanzen erhöht Risiko
Weitere Nebenwirkungen
- Starke Kopfschmerzen
- Übelkeit und Verdauungsprobleme
- Schlafstörungen
- Aggression und Reizbarkeit
- Akne und Hautprobleme
- Haarausfall bei genetischer Prädisposition
- Gelenkschmerzen
Unbekannte Langzeitrisiken
Da keine Langzeitstudien existieren:
- Krebsrisiko ungeklärt
- Dauerhafte Schädigung der Hormonachse möglich
- Kardiovaskuläre Langzeiteffekte unbekannt
- Neurologische Effekte nicht erforscht
Post Cycle Therapy nach S23
Eine intensive und professionell überwachte PCT ist nach S23 absolut unverzichtbar.
Warum PCT bei S23 kritischer ist
S23 unterdrückt die Testosteronproduktion vollständiger als jedes andere gängige SARM. Ohne PCT drohen:
- Monate anhaltend niedriger Testosteronspiegel
- Vollständiger Verlust der Muskelzuwächse
- Schwere depressive Episoden
- Langfristige oder permanente hormonelle Dysfunktion
- Osteoporose durch anhaltend niedrige Androgene
Intensives PCT-Protokoll
Wichtig: Diese Informationen sind keine medizinische Empfehlung. PCT nach S23 sollte unter ärztlicher Aufsicht erfolgen.
Typisches Protokoll:
Woche 1-2:
- Tamoxifen (Nolvadex): 40 mg täglich
- Clomifen (Clomid): 50 mg täglich
Woche 3-4:
- Tamoxifen: 20 mg täglich
- Clomifen: 25 mg täglich
Woche 5-6 (optional):
- Tamoxifen: 10 mg täglich
Zusätzliche Unterstützung:
- Zink, Magnesium, Vitamin D
- Ashwagandha für Cortisolregulation
- Omega-3-Fettsäuren
Blutkontrollen zwingend erforderlich
Vor, während und nach PCT sollten folgende Werte überprüft werden:
- Gesamttestosteron
- Freies Testosteron
- LH (Luteinisierendes Hormon)
- FSH (Follikelstimulierendes Hormon)
- Östradiol
- Leberwerte (ALT, AST, GGT)
- Lipidprofil (HDL, LDL, Triglyceride)
- Blutbild
Zeitpunkt: Vor Zyklus, am Ende des Zyklus, nach 4 Wochen PCT, nach 8 Wochen PCT
S23 im Vergleich zu anderen SARMs
| Parameter | S23 | RAD-140 | Ligandrol | Ostarine |
|---|---|---|---|---|
| Anabole Potenz | Sehr hoch | Hoch | Mittel-Hoch | Mittel |
| Testosteronsuppression | Nahezu 100% | 70-90% | 50-70% | 23-45% |
| Nebenwirkungsrisiko | Extrem hoch | Hoch | Mittel | Niedrig-Mittel |
| PCT-Notwendigkeit | Zwingend intensiv | Zwingend | Empfohlen | Optional-Empfohlen |
| Eignung für Anfänger | Absolut nicht | Nein | Bedingt | Ja |
| Studienlage | Nur Tierstudien | Begrenzt | Begrenzt | Am besten |
Klarstellung: S23 ist das potenteste, aber auch das riskanteste SARM. Selbst RAD-140 (Testolone) erreicht nicht die Extremwerte von S23.
Rechtliche Situation
S23 ist in den meisten Ländern nicht zugelassen und bewegt sich in rechtlichen Grauzonen.
Deutschland
- Fällt unter das Arzneimittelgesetz (AMG)
- Verkauf zu Dopingzwecken illegal
- Besitz für Eigengebrauch in Grauzone
- WADA-Verbotsliste: Ja
International
- USA: Nicht FDA-zugelassen, Verkauf als Supplement illegal
- EU: Ähnliche Rechtslage wie Deutschland
- Australien: Strenge Kontrollen, verschreibungspflichtig
Sichere Alternativen zu S23
Für nachhaltigen Muskelaufbau ohne extreme Gesundheitsrisiken:
Natürliche Methoden
Progressives Krafttraining:
- Wissenschaftlich bewährte Trainingsmethoden
- Langfristig nachhaltiger
- Keine Gesundheitsrisiken
Optimierte Ernährung:
- Ausreichend Protein (1,6-2,2 g pro kg Körpergewicht)
- Kalorienüberschuss für Muskelaufbau
- Mikronährstoffversorgung
Legale Supplements
- Kreatin-Monohydrat (3-5 g täglich)
- Whey-Protein
- Beta-Alanin
- Citrullin-Malat
- Omega-3-Fettsäuren
Weitere Informationen zu sicheren Alternativen finden Sie in unserem Artikel über natürliche Testosteron-Optimierung.
Fazit: S23 – Extrem potent, extrem riskant
S23 ist zweifellos eines der potentesten SARMs mit massiven anabolen Effekten. Die wissenschaftliche und anekdotische Evidenz zeigt jedoch:
Extreme Risiken überwiegen bei weitem:
✗ Nahezu vollständige Testosteronsuppression ✗ Temporäre Infertilität ✗ Keine klinischen Studien am Menschen ✗ Potenzielle dauerhafte hormonelle Schäden ✗ Schwere kardiovaskuläre Risiken ✗ Rechtliche Probleme ✗ Keine Qualitätskontrolle bei Schwarzmarktprodukten
Die Risiken sind selbst im Vergleich zu anderen SARMs extrem hoch. Wer ernsthaften, nachhaltigen Muskelaufbau anstrebt, sollte auf bewährte, sichere Methoden setzen. Die kurzfristigen Effekte von S23 stehen in keinem Verhältnis zu den potenziell dauerhaften Gesundheitsschäden.
Bei gesundheitlichen Fragen oder dem Wunsch nach leistungssteigernden Maßnahmen sollte immer ein Arzt oder Endokrinologe konsultiert werden.
Weiterführende Informationen
- SARMs Grundlagen: Wirkung und Risiken
- Post Cycle Therapy nach SARMs: Umfassender Ratgeber
- SARMs Nebenwirkungen und Gesundheitsfolgen
- SARMs Vergleich: Ostarine vs. Ligandrol vs. RAD-140
Medizinischer Disclaimer: Dieser Artikel dient ausschließlich der wissenschaftlichen Aufklärung und stellt keine medizinische Beratung oder Anwendungsempfehlung dar. Bei gesundheitlichen Fragen konsultieren Sie bitte einen qualifizierten Arzt. Die Verwendung von nicht zugelassenen Substanzen wie S23 erfolgt auf eigene Gefahr und ist mit extremen gesundheitlichen und rechtlichen Risiken verbunden.
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